Eu-Ropa
Internationales Flaggenprojekt, Kulturforum Rheine, 1992
Weidenkorb ( d 1,10m / h 0,82m–1,50m)
Stoffbahnen zwischen 1,10m–1,40m x 1,80m – 4,00m, gefärbt mit Weidenrinde, Weidenblättern und Rainfarn.
Die Weide (im Griechischen helike, im Lateinischen salix) verlieh dem Helikon den Namen, dem Sitz der neuen Musen, orgiastischen Priesterinnen der Mondgöttin. (...). Plinius zufolge stand ein Weidenbaum vor der kretischen Höhle, in der Zeus geboren wurde; und in einer Anmerkung zu einer Münzserie aus dem kretischen Gortyna vermutet A.B. Cook in seinem Zeus, dass die Europa, die auf diesen Münzen auf einer Weide sitzend abgebildet ist, nicht nur unsere Eur-opa, „die mit dem breiten Gesicht“, d.h. der Vollmond, sondern auch Eu-ropa, „die von den weißen Weidenblüten“, d.h. Helike, die Schwester der Amalthea ist. Das Anstecken eines Weidenzweiges an den Hut als Zeichen des abgewiesenen Liebhabers, scheint ursprünglich ein Zauber gegen die Eifersucht der Mondgöttin gewesen zu sein. Die Weide ist ihr aus vielen Gründen heilig: sie ist der Baum, der am meisten das Wasser liebt, und die Mondgöttin ist die Spenderin des Taus und der Feuchtigkeit überhaupt; ihre Blätter und ihre Rinde, aus denen Salicylsäure gewonnen wird, sind ein wirksames Heilmittel gegen rheumatische Krämpfe, die man einst durch Hexerei verursacht wähnte. 1899 bringen die Farbenfabrikanten Bayer et comp. die Acetylsalicylsäure, eine Verbindung der Salicylsäure, als das inzwischen weltweit bekannte Rheuma- und Schmerzmittel „Aspirin“ auf den Markt.
Quellen:
Robert von Ranke-Graves (1985): Die Weiße Göttin. Hamburg. Rowohlt, S. 200
Heinz Schott (1993): Die Chronik der Medizin. Dortmund.Chronik Verlag, S. 339
Artur Bernard Cook ( 1964): Zeus Vol.I New York: Biblo und Tannen, S. 528